Armbrustschießen

Das Armbrustschießen hat sich im Laufe der Vereinsgeschichte zu einem sportlichen Schwerpunkt des Vereins entwickelt. Unsere Schütz*innen bauen ihre Armbrüste größtenteils selbst und stellen ebenfalls das notwendige Equipment wie Winden, Bolzen und Bolzenköcher selbst her. Neben dem Erlernen dieser besonderen Handwerkskunst, ist das Ziel unserer Vereinsmitglieder sich mit ihren Armbrüsten im gemeinsamen Schusstraining und Armbrustschützenturnieren zu messen.

 

Das Armbrustschützenturnier im Rahmen des historischen Stadtfestes Hall in Tirols

Als Haller Mittelalterverein unterstützen wir mit viel Freude die historischen Veranstaltungen der Stadt Hall. So auch das erstmals 2019 stattfindende historische Stadtfest (2019 mit Fokus auf das Jubiläumsjahr Kaiser Maximilians). Im Rahmen des nun zwei-jährlichen historischen Stadtfests in Hall beleben wir das Armbrustschützenturnier des Spätmittelalters wieder. 

Als Schießplatz dient uns der ehemalige Marktanger, der heutige Rathaushof in Hall. Hier wird für das Armbrustschützenturnier ein nach historischen Vorbildern rekonstruierter Schießstand mit Zielhaus - ein großer Dank an die Tiroler Fachberufsschule für Holztechnik in Absam - aufgebaut.

Einladung & Reglement des Armbrustturniers nach historischen Vorbildern

Die Teilnehmer des Haller Armbrustschützenturniers erhalten, wie anno dazumal üblich, eine offizielle Einladung zum Turnier: den sogenannten Schützenbrief. In Schützenbriefen wurden für die Adressaten nötige Details zum Reglement erklärt, die danach ungeändert bleiben sollten. Neben der Gültigkeit der Schüsse, der Waffenbehandlung und die Organisation des Richterkollegs, wurden auch das Datum, die Zahl der Schüsse, Weite und Größe des Zielblatts, Wert des Eintrittsgelds und der Hauptpreis genannt.

Das Zielblatt wurde maßstabsgetreu am Schützenbrief festgehalten – im Falle des Haller Armbrustschießens mit einem Durchmesser von 9 cm, um die geringe Schussdistanz im Vergleich zu überlieferten Maßen wieder Wett zu machen. Letztendlich zeigt ein gestanztes Loch den maximal zugelassenen Bolzendurchmesser.

Beispiel eines Schützenbriefs der Stadt Ulm von 1468

Aus dem Schützenbrief der Stadt Ulm von 1468 geht ein gängiges Detail aus den Regeln hervor:  

 "Es soll auch ein yglicher einen geschriben polcz schissenn mit unsers schreybers hantgeschrifft, und welcher einen andern polcz schissen wollt der soll den vor geschriben polz brengen das man den Namen abethu, und auch schissen auffgerecht mit freyem swebendem arme und abgetrenten wammas oermel, dass die sewl der achszeln und der schüszel der prust net ruere, und auch uff freyem stul an onlehnen ganzt an allen geferliche vorteyl."

Der Schreiber kennzeichnet den jeweiligen Wettkampfbolzen eines jeden Schützens. Wenn ein Schütze einen anderen Bolzen schießen will, muss zuvor der alte aus dem Wettkampf genommen werden (der Name wurde entfernt). Die Schützen schießen aufrecht auf einem Schemel sitzend. In diesem Schützenbrief wird vorgeschrieben, mit abgetrennten Wamsärmeln zu schießen. Andere Schützenbriefe schreiben vor ganz ohne Wams zu schießen. Der Schütze hat die Armbrust so zu bedienen, dass weder die Säule der Armbrust nicht unter die Achsel geklemmt wurde, noch dass sie die Brust berührte.

Quellen:

  • Luche, J.-D. D. (2021).  ... wann ain schiessen alhie gehalten worden... Vorbereitungen von Armbrustschießen unter Christoph von Württemberg und August I von Sachsen (ca 1550-1560). Festvorbereitung. Die Planung Höfischer Und Bürgerlicher Feste in Mitteleuropa 1500-1900, 275–292.
  • Luche, J.-D. D. (2017). « Die Schießregister und die Entwicklung der regionalen sportlichen Netzwerke der Stadt Nördlingen (1464–1585). Jahrbuch Des Historischen Vereins Für Nördlingen Und Das Ries, 35(2018), 131–170.
  • https://www.anno1476.de/index.php/schuetzenfest-hwt-2017/armbrustschiessen